Duzen oder Siezen? Die richtige Anrede beim Bloggen

von Tanja Dietrich
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Duzen oder Siezen? Die richtige Anrede beim Bloggen

Ich duze dich.

Warum eigentlich? Wir kennen uns wahrscheinlich gar nicht.

Ich sehe es so:

Duzen trifft mitten ins Herz.

Siezen schafft Distanz.

Aber das ist gar nicht der Grund, weshalb ich dich duze. Ich duze dich, weil sich das für mich richtig anfühlt. Weil ich der Meinung bin, dass Professionalität nichts mit Förmlichkeit zu tun hat.

Ich duze dich, weil ich gerne mit Leuten arbeite, die ähnlich ticken wie ich. Wem das Geduze in meinen Blogartikeln auf die Nerven geht, holt sich von jemand anderem Rat. Und das ist okay.

Wenn es um das Thema duzen oder siezen geht, bekomme ich jedes Mal Rückmeldungen.

Der Grund ist derselbe, weshalb die Antwort auf die Frage ob man duzen oder siezen soll, einfach ist:

Es hat mit deiner Persönlichkeit zu tun.

Duzen oder Siezen – wie du deine Blogleser ansprichst

Manche Berater empfehlen, dass man sich zuerst überlegen soll, welche Zielgruppe man anspricht. Sind es junge Leute, so von 20–30, solle man duzen. Leute ab 50 soll man eher siezen.

Das sehe ich gar nicht so.

Überleg dir stattdessen, wie dir das Schreiben leichter fallen wird. Wenn du duzt oder wenn du siezt?

Viele Leute sind beim Schreiben verkrampft, sie möchten sich gewählt ausdrücken oder haben Angst, Fehler zu machen. Doch ein Text, der unter Anspannung geschrieben wurde, ist auch anstrengend zu lesen.

Duzen kann deinen Schreibstil verbessern. Meine Erfahrung ist, dass sich viele Leute zuerst sträuben, die Leser mit du anzusprechen. Tun sie es trotzdem, merken sie, dass sich beim Schreiben eine Lockerheit einstellt. Freunde duzt man und unter Freunden ist man einfach entspannter.

Es stimmt, es gibt auch Menschen, die sich überrollt fühlen von dem Geduze. Sie gehen innerlich auf Abstand vor der ungefragten Nähe, die das «Du» mit sich bringt.

Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es bleibt dir nichts anderes übrig, als in dich hinein zu horchen.

Stell dir dabei folgende 3 Fragen:

Frage Nr. 1: Wer bist du und wie fühlt es sich für dich richtig an?

Ob es ich für dich stimmig ist, deine Leser zu duzen, kannst nur du sagen. Ich plädiere aber dafür, das Duzen auszuprobieren, bevor du dich dagegen entscheidest.

Duzen passt für dich, wenn:

  • du auch im echten Leben schnell mal jemandem das Du anbietest.
  • es sich seltsam anfühlt, Leute, die gleich alt sind wie du, zu siezen.
  • du mit deinen Kunden meist per Du bist.

Siezen kannst du in Betracht ziehen, wenn:

  • dir wohler in Gesellschaft von Leuten ist, die einen förmlichen Umgang pflegen (aber dann hast du es beim Lesen wahrscheinlich nicht bis hierhin geschafft).
  • sich bei dir innerlich alles sträubt, wenn du Leute duzt, die nicht deine Geschwister oder beste Freunde sind.
  • du es selbst hasst, mit «du» angesprochen zu werden.

Als ich mich entscheiden musste, habe ich mich sofort fürs «Du» entschieden.

Ich bin in den 70er Jahren in einem Vorort aufgewachsen. Die meisten Familien waren da, wie man in der Schweiz so schön sagt, furchtbar «bünzlig».

Meine nicht. Hey, es waren eben die 70er! Meine Mutter hatte hennarote Haare und trug lange indische Röcke. Duzen gehörte zum Lebensstil.

Werde ich gesiezt, kommt mir das bis heute ein bisschen schräg vor.

Frage Nr. 2: Mit wem sprichst du und welche Kunden willst du haben?

Wenn du für deine Website oder deinen Blog schreibst, schreibst du nicht einfach einen Text.

Du sprichst mit deinen Lesern.

Frage dich also, wie Leute, mit denen du gerne arbeiten möchtest, angesprochen werden wollen.

Sind es Leute, die du siezen musst, ist es nicht sinnvoll, in deinem Blog zu duzen. Die meisten Leute fühlen sich aber direkter und persönlicher angesprochen, wenn sie geduzt werden.

Es geht aber nicht nur darum, was deine Leser wollen.

Deine Anrede ist auch ein Statement. Es sagt etwas über dich und deine Werte aus. Du zeigst deinen Lesern wer du bist und ziehst damit Menschen an, die zu dir passen.

Ich habe den Newsletter einer Bloggerin abonniert, da geht es ums Schreiben. Sie ist etwa gleich alt wie ich. Und sie hat das mit dem Schreiben wirklich drauf. Aber sie siezt mich. Für mich fühlt sich das an, als würde sie mich nicht wirklich mögen. Ich glaube, ich hätte längst bei ihr einen Kurs gekauft, wenn sie mich duzen würde.

Frage Nr. 3: Welche Beziehung willst du zu deinem Leser haben?

«Ob man siezt oder duzt, das kommt einfach auf die Branche an.»

Falsch! Es kommt darauf an, welche Beziehung du zu deinem Leser haben möchtest.

Bist du der gute Kumpel, der hilfreiche Tipps gibt oder der distanzierte Berater, der sich rein fachlich einbringt?

Natürlich wird in der Treuhandbranche eher gesiezt. Aber für junge Leute, die ein Startup gründen, macht es vielleicht gerade dein weniger steifer Umgangston aus, dass sie deine Kunden werden und nicht die von jemand anderem.

Die Antwort auf die Frage, ob du deine Leser duzen oder siezen sollst, lautet also erst einmal:

«Es kommt darauf an».

Lies unten weiter, wenn du wissen willst, worauf es ankommt.

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Um dir die Wahl der richtigen Ansprache leichter zu machen, liste ich dir in der Folge die Gründe auf, die für die jeweiligen Varianten sprechen.

Was fürs Siezen deiner Leser spricht

Ein schlechter Grund fürs Siezen ist, dass es alle anderen in deiner Branche tun. Selbst manche Versicherungen verabschieden sich gerade von diesem Herden-Denken und haben aufs «Du» umgestellt.

Welche Ansprache sich richtig anfühlt, hängt nicht nur von deiner Persönlichkeit, sondern auch von der Zeit ab, in der wir leben. Offenbar war es bis ins 19. Jahrhundert unter «gewöhnlichen» Leuten durchaus üblich, sich zu duzen. Erst mit der Entstehung des Bürgertums kam das «Sie» auf und führte dazu, dass selbst Kinder ihre eigenen Eltern siezten.

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts verbreitete sich das Duzen wieder. Die Befreiung vom Korsett der Anstandsregeln war der Ausdruck eines neuen Lebensgefühls.

Dieses Gefühl hallt in mir nach, und so brauchte ich nicht lange zu überlegen.

Doch für andere fühlt es sich auch heute nach «schlechter Kinderstube» an, Leute, die man nicht kennt, zu duzen, und sie haben Hemmungen, ihre Website-Leser mit du anzusprechen.

7 Gründe deine Blogleser zu siezen

  1. Du suchst Kunden, die auf keinen Fall geduzt werden möchten.
  2. Du fühlst dich sehr unwohl dabei, Leute zu duzen.
  3. Du berätst Menschen bei heiklen Themen und möchtest Distanz zu deinen Kunden wahren (ich kann mir vorstellen, dass man von seiner Scheidungsanwältin nicht unbedingt geduzt werden will).
  4. Du kannst aus der Distanz des Siezens objektiver auf deinen Kunden und sein Problem schauen, und deine Beratung verbessert sich dadurch.
  5. Du willst deine Leser nicht persönlich ansprechen, sondern eine rein geschäftliche Atmosphäre verströmen.
  6. Dein Unternehmen pflegt eine Unternehmenskultur, in der Duzen völlig unüblich ist.
  7. Du hast grosse Unternehmen als Kunden.

Was fürs Duzen deiner Leser spricht

Vielleicht ist duzen ganz natürlich für dich. Aber auch wenn nicht:

Fang einfach mit dem Duzen an. Gib nicht gleich wieder auf. Es braucht etwas Zeit, du musst dich etwas warmschreiben.

Bisher sind alle meine Kunden, die zu Beginn Bedenken hatten, schlussendlich zum Du übergegangen und fühlen sich heute wohl damit.

Lies andere Blogs. In vielen Bereichen des Internets und in der Mehrzahl der Blogs und der Social-Media-Plattformen hat sich das lockere «Du» etabliert. Es fühlt sich niemand auf die Füsse getreten, nur weil er in einem Forum ungefragt geduzt wird.

7 Gründe deine Blogleser zu Duzen

  1. Du stehst in deinem Business als Person im Zentrum, beispielsweise als Coach, Yoga-Lehrerin, Speaker, Reiseleiter oder als Experte in einem Nischenthema.
  2. Du duzt deine Kunden auch im echten Leben.
  3. Du möchtest eine persönliche und innige Beziehung zu deinen Lesern aufbauen.
  4. Du sprichst internetaffine Leute an.
  5. Du willst mit deinen Lesern auf Augenhöhe kommunizieren.
  6. Du glaubst, dass du nicht gut schreiben kannst. Das «Du» kann dir helfen, dich beim Schreiben zu entspannen.
  7. Du bist auch auf Facebook, Instagram & oder anderen Social-Media-Plattformen unterwegs, auf denen duzen üblich ist.

Was für die Ansprache mit «ihr» spricht

Es ist mittlerweile fast ausgestorben – aber leider noch nicht ganz. Das «Ihrzen».

Meiner Meinung nach gibt es keinen einzigen Grund dafür, «ihr» zu schreiben .

Mit der Anrede «Ihr» fühlt sich niemand persönlich berührt. Die wenigsten Leute sitzen zu mehreren vor dem Bildschirm. Und das ist genau das Gefühl, das du bei deinen Lesern hinterlässt. Du stellst dich damit auf eine Bühne und sprichst mit einem Publikum.

Die Ihr-Ansprache wählen viele dann, wenn sie sich nicht zwischen du und Sie entscheiden können. Auch «man» oder andere Umschreibungen kommen aus dieser unentschlossenen Haltung.

Der Effekt ist immer derselbe: Die Sprache wird uneindeutig und es fühlt sich niemand angesprochen.

Fazit

Egal, wie du dich entscheidest, halte dich an diese 4 Regeln:

Regel 1: Sei konsistent.

Entscheide dich für «du» oder «sie», ziehe das in deinem gesamten Online-Auftritt durch und bleib dabei. Ich habe schon den Vorschlag gelesen, je nachdem, was auf der jeweiligen Plattform üblich ist, halt zu duzen oder zu siezen.

Davon rate ich ab. Der Wechsel vom Facebook-Du zum Website-Sie gibt den Lesern das Gefühl, sich "verklickt" zu haben und vielleicht auf einer Werbeseite gelandet zu sein. Dies wiederum bewirkt, dass sie nicht selten gleich wieder von der Website abspringen.

Regel 2: Probiere das Duzen aus

Ob du dich mit duzen oder siezen wohlfühlst, ist individuell.

Wie du weisst, bin ich fürs Duzen. Du kannst davon ausgehen, dass die meisten Leute dir besser zuhören, wenn du sie duzt.

Probier es auf jeden Fall aus, bevor du dich dagegen entscheidest.

Regel 3: Verstell dich nicht

Wenn du dich mit dem Du einfach unwohl fühlst, dann sieze halt.

Das ist besser, als dich zu verstellen, nur weil du locker rüberkommen willst, aber das gar nicht zu dir passt. Denn das merken deine Kunden, und das schreckt sie ab.

Regel 4: Nimm die Variante, mit der dir das Schreiben leichter fällt

Wenn du online Kunden finden willst, wirst du dauernd am Schreiben sein. Du schreibst für deinen Blog, für deine Über-mich-Seite, für deine Facebook-Seite und für deinen Instagram-Account.

Mach es dir nicht zusätzlich schwer mit einer Ansprache, die dich beim Schreiben blockiert.

Ausserdem: Aus einer entspannten Haltung geschriebene Texte sind für deine Leser automatisch reizvoller zu lesen.

Schreib mir, wie du dich entschieden hast, ich bin gespannt auf deine Überlegungen.

PS: Duzen ist nicht der einzige Weg, um deinen Lesern in Erinnerung zu bleiben. Hier findest du weitere 33 Schreibtipps, dank derer du einen bleibenden Eindruck hinterlässt.


Tanja Dietrich
Tanja Dietrich
Tanja Dietrich unterstützt Selbständige, Organisationen und Kleinunternehmer dabei, online Kunden zu finden. In ihren Blogartikeln bekommst du konkrete Tipps und erfährst, wie du es schaffst mit Content-, E-Mail- und Facebook-Marketing online sichtbar zu werden.

2 Kommentare

Wolfgang Eberhardt
Wolfgang Eberhardt
Liebe Tanja,
vielen Dank für diesen Beitrag und die vielen Inspirationen in deinem Newsletter.
Ich gehöre zur älteren Generation (71 Jahre) und habe, obwohl ich Künstler bin (kein Rotwein-Bohemien), fast immer gesiezt.
Nun habe ich mich für das Duzen entschieden.
Danke

Tanja Dietrich
Tanja Dietrich
Lieber Wolfgang
Danke für deine Rückmeldung, die mich sehr freut!
Herzlich Tanja

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Tanja Dietrich

Tanja Dietrich

Ich bin Tanja, Online-Coach für Sichtbarkeit im Internet. In diesem Blog findest du jede Menge Tipps für deine Internetpräsenz.
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